Achim Brauer war besser

Achim Brauer

Der Außenseiter gewann die erste Hälfte mit 1:0

Wäre der Wettkampf zwischen Volker Mießeler (CDU und Grüne) und Achim Brauer (Unabhängiger) das Pokalendspiel zwischen Bayern München (1. Bundesliga) und Rot-Weiß Essen (4. Liga), dann stünde es nach der Podiumsdiskussion am 13.06. im Medio 1:0 für den krassen Außenseiter.

In diesem Bild ist Mießeler natürlich Bayern München, der Serien-Meister, der reiche Club mit seinen einflussreichen Vereinsbossen und vielen Fans, die sich mit der Übermacht von der Isar identifizieren. Achim Brauer ist Rot-Weiß Essen, der 4-Liga-Club aus dem Kohlerevier, der seine besten Jahre lange hinter sich hat. Seine treuen Fans reden von guten alten Zeiten, als der Arbeiterverein Fußballidole wie Helmut Rahn und Willi "Ente" Lippens hervorbrachte.

Achim Brauer

Doch jetzt begegneten sich diese Kandidaten auf dem Podium im Medio, der Arena für einen Wettkampf der politischen Überzeugungen. An dieser Stelle möchte sich der Autor dieser Zeilen als RWE-Fan outen und Ihnen versprechen, dass er sich trotzdem um Fairness und Objektivität bemüht.

Brauer ließ seine Stadionzeitung, sorry, sein Flugblatt schon am Eingang verteilen, Mießeler verzichtete darauf. Brauer hatte Losglück, er saß zwischen Mießeler und Schallenberg (vielleicht Schalke 04). Schon bald entwickelte sich der als Dreikampf zweier Kandidaten geplante Wettstreit zu einem spannenden Zweikampf, denn Schallenberg hatte sich durch ungeschicktes Auftreten schnell selbst ins Abseits gestellt.

Brauer konnte nicht mit seinen Hobbys punkten, da ihm diese abgesprochene Frage von dem Schiedsrichter gar nicht gestellt wurde. Er erklärte überzeugend, warum es manchmal dazu kommt, dass zwei „Arbeitervereine“ gegen einen „Millionärsclub“ antreten müssen. Er erinnerte auch, dass Arbeitervereine geholfen haben, den Faschismus zu überwinden, das fantastische Grundgesetz zu entwerfen und das demokratische Deutschland aufzubauen. Ein gelungener Spielbeginn.

Achim Brauer

Es entwickelte sich ein interessantes Mittelfeldspiel mit wenigen gefährlichen Torraumszenen und seltenen Torschüssen. Mießeler kontrollierte gewohnt routiniert und selbstsicher das Geschehen, ohne wirklich zu überzeugen oder gar zu begeistern. Brauer wirkte wach, austrainiert und motiviert und spielte viele kurze und präzise Pässe. Plötzlich ein knallharter und präziser Schuss aufs Mießelers Tor: „Der Bericht der Gemeindeprüfanstalt (gpaNRW) belegt, dass Sie in Ihrem Verantwortungsbereich jährlich eine Million Euro für die Pflege der Grünflächen zu viel ausgeben.“ Toooor! 1:0 für Brauer.

Spätestens nach diesem Treffer kippte die Stimmung auf den Rängen, die Zuhörer erkannten das Potential des vermeintlichen Außenseiters und applaudierten bei weiteren gelungenen Spielzügen. „Die Umgehungsstraße wird es meines Erachtens nicht geben. Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann.“ Das kam bei den Zuschauern an.

Der Abpfiff der ersten Halbzeit kam nach einem kurzweiligen Spiel sehr überraschend. Die Zuschauer strömten aus dem Medio, manche gerunzelte Stirn schien zu fragen: „Bergheim bleibt besser. Als?“ Und andere nahmen begeistert Brauers Flugblatt und skandierten den „Schlachtruf“(der Autor kann nichts dafür, dass es so heißt): „Bergheim gemeinsam gestalten!“

Zur Halbzeit steht es 1:0 für den krassen Außenseiter. Der Schlusspfiff ertönt am 25.06., um 18:00 Uhr, wenn die Wahllokale schließen. Wie endet der Wettstreit? Gibt es eine Verlängerung? Erinnert sei daran: 1990/1991 Rekordmeister Bayern München verabschiedete sich nach einem 0:1 beim Drittligisten FV Weinheim aus dem Wettbewerb.